Meine Familie und ich

Montag, 24. März 2014

Die Zeit läuft weiter - egal wie..

Kennt ihr das - man fährt Auto, Fahrrad, steht im Supermarkt vor dem Obst, Wickelt gerade das Kind oder man steht gerade vorm Herd und bereitet das Essen zu und man denkt darüber nach was man gerade alles aufschreiben möchte..
Leider ist das speichern meiner Gedanken in meinem Kopf nicht auf Papier möglich sonst hätte ich schon vor Tagen etwas neues berichten können.

Und jetzt wo ich die Zeit habe etwas zu "Papier" zu bringen sitze ich hier und weiß nicht wo ich anfangen soll...



Meine Gefühle fahren Achterbahn - denn einerseits kann ich die Entscheidung der Ärzte mit Rücksprache der Familie verstehen - und von der anderen Seite her kann ich es überhaupt nicht verstehen.
Vielleicht kämpft mein Körper gegen die Gefühle der Trauer, gegen diese Gefühle die mich schon in der Nacht zum 09. März erreichten an. Diese jenen die mir ein Loch in meinen Bauch fressen und nur noch "Blind" durch die Welt laufen lassen.. Dieses Gefühl wo die Zeit stehen bleibt aber alles um einen herum sich einfach weiter bewegt und nicht stehen bleiben will..

Die Hirnblutung ist nun genau 16 Tage her.
Und genau 10 Tage nach diesem Ereignis fand ein Konsil mit Oma Ärzten, einer Sozialarbeiterin, Palliativmedizinerin und der Familie statt.
Es sollte geklärt werden (weil meine Oma keine Patientenverfügung hat) was denn ihr letzter Wunsch gewesen wäre...
Wollte sie so leben, mit einer Magensonde und Flüssigkeitszufuhr. Die Ärzte sagen sie wissen nicht ob sie uns überhaupt je wieder verstehen wird was wir sagen.. Denoch sagen sie, das sie nichts ausschließen können, natürlich Wunder gibt es immer wieder aber aus Erfahrung kann ich Ihnen nur sagen ..usw.. das will man ja nun gar nicht hören...Sprechen wird sie wohl nicht mehr können so die Ärzte denn das Sprachzentrum ist beschädigt sowie auch die rechte Seite ihres Körpers definitive gelähmt ist..

Oma ist schon ein Wunder, so oder so.. als aller erstes ist sie mein Wunder! Denn so eine tolle Oma zu haben ist ein Geschenk und mein Glück!
Und zweitens haben die Ärzte sich gewundert das sie es überhaupt so weit geschafft hat, das sie alleine Atmet!!
Mittlerweile hat sie sogar die Augen geöffnet.. wenn ich in ihr Zimmer gehe und Hallo meine Liebe Oma rufe, dreht sie ihren Kopf und schaut mich an!
Aber dann wenn ich bei ihr am Bett sitze ihre Hand halte sie anschaue starrt sie nur an die Decke und reagiert nicht wirklich auf mich. Ich bin mir nicht sicher in wie weit sie mich noch versteht und ob sie wirklich da ist. Denn die Ärzte sagen sie ist im Wachkoma.
Dennoch bin ich mir ganz sicher das sie spürt das ich da bin und das ist auch der Grund warum ich mich jeden Tag auf den Weg mache und die 25 km zu  dem Krankenhaus fahre in dem sie liegt.

Jeden Tag .. bis zum letzten..
Denn es wurde entschieden die Sonde abzulegen und keine Flüssigkeit mehr zu geben..
Für mich geht die Welt zum zweiten mal unter, mich zerreißt es nicht zu wissen wie sie fühlt..
Eine Stunde an ihrem Bett kommen mir vor wie nur 5 vergangene Minuten..
Ich komme ins Zimmer 15:59 Uhr hat die Uhr auf dem Gang angezeigt bevor ich ihr Zimmer betrete..
Im Zimmer schaue ich auf, sehe die große Runde Uhr an der Wand 18:05 Uhr..
"Oma ich muss gehen, der kleine warten auf mich.." Ich lege meinen Kopf zu ihrem, streichle ihre Hand und muss gehen..
Ich stehe auf ziehe meine Jacke an, Rücke den Stuhl zurück und gebe ich noch einmal einen Kuss auf die Wange, flüstere ihr ein paar Worte ins Ohr und gehe Richtung Tür, blicke sie an, gehe wieder auf sie zu, drücke sie erneut und gehe schnell aus dem Raum...
Auf dem Flur die Uhr 18:39 Uhr.. 
Sich zu lösen ist so schwer .. ich habe Angst das sie nicht alleine gehen möchte, das sie Angst hat alleine zu gehen..
Dann denke ich, vielleicht will sie alleine sein.
Ich sage ihr immer wenn ich gehe, hier halt meinen Teddy fest, der steht für meinen kleinen Mann und mich, du bist nicht alleine wir sind immer bei Dir!
Sie hält ihn in ihrer Hand und ich gehe..

Ich hoffe dieses Gefühl der Verluste hört bald auf... Es tut so sehr weh, ich will nicht das sie leidet, aber ich weiß das sie nie ein Pflegefall hätte sein wollen..
Sie wollte noch bis zu ihrem letzten Tag alles können und mir so gut sie eben noch konnte helfen!

Ich Liebe Sie und werde es immer tun.

Jasmin



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